Montag, 28. Juni 2010
Cape Point
2nd Game GER
Freitag 18.06.2010
Am heutigen morgen habe ich irgendwie gar keine Lust auf Arbeit. Also stelle ich mir den Wecker 10 Minuten weiter, und nochmal...doch aus diesen Minuten werden Stunden! Halb zehn wache ich erschrocken auf und mache mich schnell in die Klinik. Yusuf begrüßt mich mit den Worten "Na wer so spät kommt, dem kann ich nicht so viel beibringen!" Ich mache mich mit ans Werk, aber sauer ist mir hier niemand. Alles kein Problem. In Deutschland unmöglich. Doch ich war ja am Dienstag on-call bis 24 Uhr und mache mir deswegen keine Sorgen ;-) Aber Yusuf hat schon Recht. Und bei ihm kann ich verdammt viel lernen. Wie gesagt, er ist der am besten lehrende Arzt in meiner gesamten Meidzin "Laufbahn". Halb zwölf stehen die Innere Medizin PJ´ler vor meinem Spind und fragen mich, ob ich zum Deutschland-Serbien Spiel mit in die Stadt komme. Natürlich will ich mitkommen, das ist die Gelegenheit Kontakte zu knüpfen. Ich gehe zu mit einem schlechten Gewissen zu Yusuf und frage ihn, ob ich nach nicht mal zwei Stunden im Krankenhaus schon wieder gehen kann. Als Fussballfan hat er natürlich Verständnis, ist aber traurig, dass ich bei der OP nicht mit assistiere. Also fahre ich mit Markus und Ulrike aus München los. Wir holen noch vom Uniklinikum Groote Schuur Simon ab. Er ist auch aus München. Die drei kennen sich. Mhhm, drei Münchner und ein Ossi. Ob das gut geht?! ;-) Ich der Stadt ist eine Mega-Stimmung. Wir hängen unsere Fahnen aus dem Auto und stimmen uns auf das Spiel ein. Leider verlieren unsere Jungs. Schade. Enttäuscht gehen wir noch einen Kaffee trinken. Da lernen wir Herman und noch einen Sunnyboy kennen. Beide haben sehr viel Geld und sind total nett und geben uns Cocktails und Kaffee aus. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Herman lädt und sogar in sein Ferienhaus in Hermanus ein. Dieser Ort ist berühmt für sein Whale-watching. Suspekt ist uns die Einladung schon. Wir diskutieren am Abend noch heftig über dieses Treffen...
Chapman´s Peak Drive
Mittwoch 16.06.2010
Heute ist Feiertag in Südafrika. Da ich leider noch keinen Kontakt zu den deutschen Studenten durch die langen OP Tage knüpfen konnte und Florian mit seiner Freundin unterwegs ist, bin ich halt allein losgezogen. Ich wollte mich eigentlich an den Strand bei Camp Bay niederlegen und den Tag mit meinem Lonely Planet "Cape Town" genießen, da richtig schönes Wetter ist. Doch an einer entscheidenden Kreuzung habe ich mich für die falsche Straße entschieden. Bei der Ausschau nach einem geeigneten Punkt zum umdrehen, merkte ich, dass diese Richtung landschaftlich sehr schön ist und beschloss, weiterzufahren. Und das falsche abbiegen sollte belohnt werden! Ich entdeckte die wunderschöne Bucht Hout Bay. Einfach traumhaft hier. Der Wahnsinn. Total überwältigt, muss ich erstmal meinen Vater anrufen. Ich habe das Bedürfnis dieses Erlebnis mit jemanden zu teilen. Doch so bezaubernd alles ist, merke ich hier, ohne Lebenspartner, Freunde oder Familie sind die wunderschönen Dinge des Lebens halt nur halb so schön.
Ich fahre weiter und genieße erstmal die Sonne und die Ruhe in dieser Gegend. An mir fahren viele Touristen der ganzen Welt vorbei. Die Länder erkennt man an den Nationalfarben von Trikots, Schals und Autofahnen. Meine Tour führt mich weiter zum Chapmans Peak Drive einer Straße entlang der felsigen Westküste vom südlichen Kapstadt. Der Wahnsinn.
Den restlichen Tag verbringe ich am Noordhoek Beach, einem sehr großen und weitläufigen Strand. Dieser wird von den Einheimischen für Ausritte mit dem Pferd genutzt oder man geht hier mit dem Hund spazieren. Leider merke ich hier ganz schnell, was im Reiseführer mit vier Jahreszeiten an einem Tag gemeint ist - es fängt in Strömen an zu regnen. Schnell renne ich zum Auto und trete den Heimweg an.
Sonntag, 20. Juni 2010
Victoria Hospital
Montag 14.06.2010
Mein erster Tag im Krankenhaus ist heute. Aufgeregt bin ich schon. Wie sind die Ärzte, was kann, darf ich machen, werde ich alles verstehen. Über Florian habe ich ja schonmal den Platz bei den Orthopäden reservieren lassen. Ich gehe den beschrieben Weg ins Krankenhaus, melde mich an, die ersten Ärzte begrüßen mich, einer sagt, ich würde wie ein Pädiater aussehen?!? Dann gehe ich erstmal in den OP, weil mich die andere chirurg. Studentin dort hin lotst. Dort schaue ich kurz bei einer Cholezystektomie rein, die Operateure sind nett, die Räume sehen alle relativ alt aus, aber hier wird steril gearbeitet. Dann bringt mich eine andere Studentin zu den Orthopäden, die mich wohl schon sehnsüchtig erwarten. Und tatsächlich, heute ist fracture-clinic und es warten unzählige Patienten darauf, einen Arzt zu sehen. Ich hänge mich erstmal an Dr. Hassan. Er erklärt viel und wir besprechen die Röntgenbilder. Alles verstehe ich leider von den Worten nicht. Hätte doch nen Englisch-Kurs vorher machen sollen. Der Tag geht schnell rum. Dann erzähle ich Dr. Hassan von meinem Orthopädie-Studentenjob und zack bin ich für morgen im Dienst bis 24 Uhr mit ihm eingeteilt. Mhhm...mal schauen.
Am Dienstag bin ich den ganzen Tag mit Yusuf (Dr. Hassan) im OP. Wir implantieren eine Hüft-TEP in 20 Minuten (Erklärung für meine Ortho-Freunde: ;-) Moore-Prothese = unzementierter Schaft mit integriertem Kopf) WOW. Dann Bimalleoläre Sprunggelenksfraktur, Ulnafraktur, Tennisellenbogen. Alles läuft super, wir arbeiten Hand in Hand. Am Nachmittag kommen noch zwei Bandscheiben dazu. Im Dienst stehen erstmal keine Operationen an, sodass ich um sieben nach Hause fahre, aber ich Telefonrufbereitschaft bis 24h bleibe. Ich schaue mir das WM Spiel an und warte bis Mitternacht vor dem TV auf einen Anruf. Doch es scheint heute nichts mehr operiert werden zu müssen.
Die ersten zwei Tage waren echt spitze. Dr. Hassan ist super nett und versucht mir viel beizubringen. Er sagte am Dienstag abend sogar, dass ich am Ende des Tertials im Stande sein soll, eine Sprunggelenksfraktur selber versorgen zu können. In dem Moment wusste ich nicht, ob ich ihn richtig verstanden habe...ICH soll Frakturen SELBER versorgen. Klingt ja sehr gut. Ich freue mich drauf.
WM Start Germany
Ganz gemütlich ausgeschlafen. Es ist ja Sonntag. Dann mit Rob in die Weingärten von Constantia gefahren. Unglaublich. Ganz nah an den Bergen saftige grüne Wiesen, Weinreben, Parks und alte Höfe. Und Stille. Man sieht, dass diese Gegend eher für weiße ist. Dicke BMW und Audi´s stehen auf den Parkplätzen und die Gegend ist mit einem Tor gesichert, welches natürlich bewacht ist. Wir trinken gemütlich einen Kaffee. Am Abend ist das erste Deutschland Spiel. Laut den südafrikanischen Fernsehsprechern sollte das Heimatteam schon gewinnen, man traut den jungen Deutschen ohne Michael Ballack einiges zu. Die deutschen Tugenden sind geschätzt und gefürchtet.
Florian und seine heute eingeflogene Freundin Lina fahren mit mir in die deutsche Bar "Tafelberg". Hier läuft ARD und ZDF. Ach ja, nebenbei finde ich die Diskussion über die Vuvuzelas von den deutschen Nachrichtensendern voll daneben. Diese Tröten gehören hier einfach dazu. Punkt. Voll ausgestattet mit Trikot, Schal, Fahne und Bemalung im Gesicht suchen wir uns einen Platz im vollen Übertragungsraum. Vielen Dank hier an meine Freunde, welche mich damit zum Geburtstag ausgestattet haben. Ich male noch einige Leute mit der deutschen Flagge an, da ich den Stift dabei habe. Selbst Tom, dem Engländer, kann ich eine Flagge auf die Backe drücken...Grandioser Start unserer Elf, die Menge tobt. Eine coole Stimmung. Ein Tor fällt nach dem anderen. Ein schöner Abend. Nach der Halbzeit ist sogar RTL mit Nazan Eckes da. Mal sehen, vielleicht sieht man mich mit meiner Tröte im TV.
Freitag, 18. Juni 2010
WM Beginn
Freitag 11. Juni 2010
Heute mein erstes WM Spiel...richtig coole Stimmung. Leider war das Spiel der reinste Flop (Frankreich vs. Uruguay). Davor das Spiel von Südafrika war schon etwas besser! War da auf der Partymeile. War echt cool! Gleich ne Menge neue Leute kennengelernt. Hatte dann auch durch Florian und Bina den Philip (Südafrikaner), Tom (in Kapstadt lebender Engländer) und seine Freundin Grazia (in Kapstadt lebende Italienerin) kennen gelernt, welche mit mir ins Stadion gingen...war ganz gut so. Ich kenne mich ja noch nicht so sehr aus. Am Green Point angekommen war ich erstmal überwältigt. Was für eine Stimmung und so viele Menschen!!! Unbeschreiblich! Im Stadion unterhielt ich
mich auch sehr nett mit einem schwarzen Südafrikaner. Die Leute sind so offen und freundlich hier, einfach genial. Wir tauschen uns über Schimpfwörter beim Fussball aus...;-) "Kack" ist zum Beispiel Afrikaans und bedeutet dasselbe wie im Deutschen. Ich bin froh meine Jacke eingepackt zu haben. Hier ist es echt kalt am Abend bzw. zur Nacht. Ich schätze mal 10 Grad. Und nach dem Spiel fahre ich dann das erste mal mit dem Auto aus der Stadt nach Hause. In die Stadt bin ich Florian hinterhergefahren. Hab die drei Stadionmitbesucher noch nach Hause in Studentenviertel gefahren, liegt auf dem Weg. Bis dahin keine Probleme, da ja alle sich auskennen. Aber danach hab ich mich auch prompt verfahren. Naja also wieder rauf auf den Highway und in die Stadt zurück und den eingeprägten Weg nochmal von vorn gefahren...und es hat gepasst...;-) Aber ich hatte ganz schön Schiss. Erfreut über den wundervollen Tag und erleichtert über meine Ankunft, falle ich erschöpft ins Bett...
Montag, 14. Juni 2010
First Days
Donnerstag 10. Juni 2010
Nachdem ich ausgeschlafen hab, geht´s mit Rob auf zu einer Rundfahrt in und um Kapstadt. Sehr schön. Kapstadt ist so toll. Vorbei am Tafelberg, Devil´s Point, Lions Head, Little Lions Head, Twelve Apostles, Green Point Stadium, Constantia, Hout Bay...ich konnte mir gar nicht alles merken. Mein ständiger Begleiter: mein Englisch Wörterbuch. Ich sauge mir die Wörter förmlich aus dem Buch heraus. Wir genehmigen uns ein schönes Mittagessen bei warmen Sonnenschein. Traumhaft. Zurück zu Hause gehen wir erstmal einkaufen und ich fahre das erste mal mit meinem Auto für die nächsten 4 Wochen. Diana leiht mir Ihren weißen Toyota Tazz. Diesen gibt es hier so oft wie den Golf City (= Golf 1) nämlich millionenfach! Der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig, aber ich finde mich zurecht. Am Abend schauen wir das Eröffnungskonzert der WM an. Ich merke hier: durch das TV kann man sprachlich enorm dazulernen...